Stefan Hoelzl
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Titan (22Ti)          

 

1.   Allgemein/Gewinnung:

Titan (engl.: titanium), chemisches Symbol Ti, ist ein silbrig weißes metallisches Element mit der Ordnungszahl 22, das zusammen mit den Übergangsmetallen Zirconium Zr, Hafnium Hf und dem künstlich erzeugten Rutherfordium Rf in der vierten Nebengruppe (Titangruppe) des Periodensystems der chemischen Elemente steht. Titan dient vor allem als Stahlveredler und für die Herstellung leichter Legierungen (d.h.: Titan mit 2-20% oder mehr an Legierungselementen wie Aluminium, Zinn, etc.), die sich durch eine hohe Widerstandsfähigkeit auszeichnen. Auch in Form der Verbindung Titandioxid TiO2 spielt das Metall in der Industrie eine bedeutende Rolle, z.B.: als anorganischer Pigment in der Farben-, Papier-, Baustoff- sowie in der Kosmetikindustrie (siehe unten).

Titan wurde in der Form des Titandioxids 1791 von dem englischen Geistlichen William Gregor in einem Mineral entdeckt. Vier Jahre später fand der deutsche Chemiker Martin Heinrich Klaproth das Dioxid im Mineral Rutil von neuem und benannte es nach den Titanen aus der griechischen Mythologie (griech.: titanos). Bereits 1825 konnte der schwedische Chemiker Jöns Jakob Berzelius durch Reduktion des Dioxids mit Natrium Titan in stark verunreinigter Form isolieren. Erst 1924 gelang es den holländischen Chemikern Anton Eduard van Arkel und Jan Hendrik de Boer dank ihres neuen Verfahrens, hochreines Titanmetall zu gewinnen. Schließlich wurde in den frühen 1950er-Jahren ein wirtschaftlich und qualitativ zuverlässiges Verfahren zur Gewinnung von Titan aus Erz eingeführt: Dabei wird das als Grundmineral dienende Titaneisen (Rutil TiO2, Ilmenit FeTiO3) zu einer Schwamm genannten porösen Form von Titanmetall reduziert, zu einem Block geschmolzen (bei Legierungen natürlich zuzüglich der Legierungselemente) und schließlich werden die Blöcke über Brammen zu allgemeinen Walzprodukten oder über Zwischenabmessungen zu Stäben oder Freiformschmiedstücken umgeformt. (Die für Titan typischen Eigenschaften entstehen in den beiden ersten Phasen; die Blöcke werden durch Schmiede- und Walzvorgänge zu Halbzeugen umgeformt, ähnlich wie bei Stahl.) (Näheres zur Gewinnung von Titan auch unter 3.)

 

 

 

 

2.   Eigenschaften und Vorkommen:

Reines Titan löst sich in Flusssäure (Fluor: Fluorverbindungen) und in heißen Mineralsäuren, wie z. B. Schwefelsäure oder Salzsäure (Chlorwasserstoff). Kalte verdünnte Säure oder auch 100 °C heiße Salpetersäure übt dagegen keinerlei Wirkung auf das Metall aus. Bei niedriger Temperatur ist Titan infolge Verunreinigungen spröde, in schwacher Rotglut ist es allerdings leicht schmiedbar. Hochreines Titanmetall lässt sich dagegen bereits in der Kälte zu Blechen walzen. Das Element schmilzt bei 1 677 °C und siedet bei 3 262 °C. Seine relative Dichte liegt bei 4,5, und seine Atommasse beträgt 47,9 u (siehe auch unten).

Titan reagiert bei erhöhter Temperatur mit verschiedenen Nichtmetallen. So verbrennt es beispielsweise mit Sauerstoff bei 610 °C zu Titandioxid und verbindet sich mit Stickstoff zu Titannitrid TiN. In seinen Verbindungen kann das Übergangsmetall die Wertigkeiten 4, 3 oder 2 haben. So bildet das Element z. B. fast farbloses, an der Luft rauchendes, flüssiges Titantetrachlorid TiCl4. Leitet man eine Mischung aus Wasserstoff und TiCl4-Dampf durch ein erhitztes Rohr (500 °C), bildet sich dunkelviolettes, kristallines Titantrichlorid TiCl3. Bei stärkerem Erhitzen zerfällt das Trichlorid zu TiCl4 und schwarzem Titandichlorid TiCl2.

In der Rangfolge der Häufigkeit der Elemente in der Erdkruste steht Titan an neunter Stelle. Es kommt aber nie in elementarem Zustand in der Natur vor. Als Oxid ist das Metall beispielsweise in den Mineralien Ilmenit FeTiO3, Anatas und Rutil TiO2 sowie im Titanit (CaTi[SiO4]O) enthalten.

 

Physikalischen Daten von Titan:       

Schalen: 2,8,10,2

Orbitale: [Ar] 3d2 4s2

Elektronegativität: 1.3, 1.5

1. Ionization potential: 6.8282 eV

2. Ionization potential: 13.58 eV

3. Ionization potential: 27.491 eV

Oxidationzahlen: 4,3

Elektrische Leitfähigkeit: 0.0234 10^6

Schmelzpunkt: 1668 °C ±10

Siedepunkt: 3287 °C

Specifische Wärme: 0.52 J/gK

schmelzwärme: 15.450 kJ/mol

Verdampfungswärme: 421.00 kJ/mol

Wärmeleitfähigkeit: 0.219 W/cmK

Relative Atommasse:47,88

Atomradius: 2.00 Å

Ionenradius: 0.61 Å ()

Covalent radius: 1.32 Å

Atomvolumen: 10.64 cm∏/mol

Dichte (293 K): 4.50 g/cm∏

Struktur/Kristal: Sechseckstruktur

 

In diesem Film (mpeg, 1,1 mb) wird die Reaktion zwischen Titan und KClO4 gezeigt.  

3.   Verwendung

 

 

 

Aufgrund seiner hohen Widerstandsfähigkeit und seiner geringen Dichte wird Titan in Legierungen und als Ersatz für Aluminium verwendet. Als Legierung mit Aluminium und Vanadium wird Titan im Flugzeugbau eingesetzt (z. B. bei Feuerschutz- und Außenwandungen, Fahrwerkkomponenten und Triebwerkaufhängungen). Auch die Schaufelräder der Triebwerksturbinen und die Triebwerksgehäuse bestehen aus Titanlegierungen. Für ein Verkehrsflugzeug werden zwischen 320 und 1 100 Kilogramm „Titanstahl" benötigt, für ein Überschallflugzeug (das Geschwindigkeiten von 2 410 bis 3 220 Kilometer pro Stunde erreicht) 14 bis 45 Tonnen. Titanlegierungen verwendet man auch in der Raumfahrt (Weltraumforschung). So bestanden die Raumkapseln Mercury, Gemini und Apollo zu großen Teilen aus einer Titanlegierung. Zu den wichtigen Titanlegierungen gehört Eisen-Kohlenstoff-Titan, das man durch Reduktion von Ilmenit mit Koks in einem elektrisch betriebenen Industrieofen herstellt. Kupfertitan erhält man durch Reduktion von Rutil unter Kupferzusatz. Mangantitan lässt sich durch Reduktion von Rutil unter Zusatz von Mangan oder Manganoxiden gewinnen (Metallurgie).

Titanlegierungen eignen sich in der Medizin als Knochenersatz und darüber hinaus auch in der Lebensmittelverarbeitungstechnik als Auskleidung von Röhren und Gefäßen. Weil es auch im Salzwasser nicht korrodiert, setzt man es in Wärmeaustauschern von Wasserentsalzungsanlagen ein.

Titandioxid dient z. B. in der Lack- und Farbenindustrie als anorganisches Pigment - es zählt zu den so genannten Weißpigmenten. Zur Gewinnung von Titandioxid kennt man je nach Anwendungsbereich des späteren Pigments verschiedene Verfahren. Dabei kommen ebenfalls je nach Einsatzbereich des Endprodukts unterschiedliche Titanerze als Ausgangsprodukte in Frage. Beim so genannten Sulfat-Verfahren geht man z. B. von Ilmenit (FeTiO3) aus. Als Nebenprodukte fallen verdünnte Schwefelsäure (Dünnsäure) und Eisensulfat-hepta-hydrat  FeSO4·7H2O an. Man spricht in der Technik bei der Dünnsäure auch von einem Zwangsanfallprodukt, d. h., derartige Produkte fallen zwangsläufig beim Prozess an. Eine Titandioxid-Pigmentproduktion ganz ohne diese Nebenprodukte ist nicht möglich. Sie lassen sich aber in gewissem Maß recyceln.

Auf eine etwas ausgefallenere Verwendung von Titan kamen vor kurzem amerikanische Wissenschaftler mit dem “Nicht-Bügel-Hemd”: dabei werden in kleinsten Abständen hauchdünne Titan-Fäden in das Hemd eingenäht; nach dem Waschen eines solchen Hemdes muss diese nicht gebügelt werden sondern es reicht aufgrund der Reaktion der Titan-Fäden auf Wärme mit einem Föhn über das Hemd zu fahren, wodurch es innerhalb kürzester Zeit glatt wird.   

 

Quellen:

 

"Titan," Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2002

MatWeb (“Titanium”)

Deutsche Titan GmbH (“Das Rohmaterial”)

ChemGlobe - Periodensystem der Elemente (“Titan [Ti] [22]”)

wissen.de GmbH (“Titan”, “Ilmenit”)