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DIE
ANOMALIE DES WASSERS
Unser allgemein bekanntes „gewöhnliches“ Wasser (H2O) ist zwar sehr einfach aufgebaut, es besitzt aber Eigenschaften, die es von anderen Wasserstoffverbindungen unterscheiden. Grundsätzlich ist Wasser geruch-
und geschmacklos. Rein chemisch betrachtet, ist Wasser ein Molekül aus
Wasserstoff und Sauerstoff mit der Formel H2O. Dieses Molekül hat
zwei Pole, und zwar eine positive Teilladung beim Wasserstoff und eine negative
beim Sauerstoff. Aus dieser sogenannten „Dipolbindung“ ergeben sich viele
Eigenschaften des Wassers.
Wasser ist der einzige Stoff, der
in der Natur in drei verschiedenen Aggregatzuständen vorkommt:
Wasser besitzt bei 4°C seine größte Dichte. Ein Liter wasser bei 4°C ist schwerer als ein Liter Wasser am Gefrierpunkt. Außerdem erfolgt eine sprunghafte Zunahme des Volumens beim Erstarren. Es zieht sich beim Gefrieren nicht zusammen, wie jeder andere „normale“ Stoff sondern es dehnt sich aus. Dies ist der Grund, warum Eisberge auf dem Wasser schwimmen. Die geringe Dichte von Eis hat auch die Folge, dass
Teiche nie von unten her zufrieren. Das Eis garantiert an seiner Grenze zum
Wasser die Gleichgewichtstemperatur von 0°C, egal wie kalt es außerhalb ist.
Hinzu kommt, dass Eis ein sehr guter Wärmeisolator ist. Wasser garantiert also
ideale Bedingungen für das Leben darin – nicht nur in den Ozeanen der
Polarregion, sondern auch im Goldfischteich. Zwischen 0°C und 4°C zieht sich H2O bei Erwärmung zusammen, erst ab 4°C dehnt es sich aus. Aus diesem Grund ist Wasser auch nicht besonders gut als Flüssigkeit in einem Thermometer geeignet. Denn es würde oft die Temperatur nicht eindeutig anzeigen, da Wasser bei z.B. ca. 1°C und ca. 7°C die gleiche Ausdehnung hat.
Ein weiteres Beispiel für die Anomalie des Wassers ist die Frostsprengung, die entweder gezielt von Menschen betrieben wird, oder auch, manchmal zu unserem Leidwesen, von der Natur selbst. Die Frostsprengung
(KRYOKLASTIK)
Wasser hat bei 4°C seine
geringste Ausdehnung (bzw. seine größte Dichte). Die Wirkung der Frostsprengung
beruht auf der Volumenzunahme von Wasser um etwa 9% bei der Kristallisation zu
Eis. Hat Wasser, welches in eine Spalte oder in Porenräume eingedrungen ist,
eine offene Seite, um sich beim Gefrieren dorthin auszudehnen, geschieht wenig
am Gesteinsverband. Ist jedoch dieser „Ausweg“ durch bereits gebildetes Eis
blockiert, werden die Porenräume und Klüfte durch das Gefrieren erweitert und
schwache Zemente aufgebrochen; beim nächsten Auftauen dringt Wasser weiter ins
gelockerte Gestein ein. An steilen Gebirgshängen ist deswegen die
Steinschlaggefahr morgens während der täglichen Auftauphase besonders groß! Frostsprengung ist also dort am
wirksamsten, wo erstens Wasser vorhanden ist und zweitens wo häufige
Temperaturdurchgänge durch den Gefrierpunkt zu verzeichnen sind: in gemäßigt
hohen Breiten, in Nebelwüsten und in tropischen Hochgebirgen. Es entstehen
scharfkantige Fels- und Schuttlandschaften.
Jeden Winter entstehen auch bei Arbeitsgeräten und Gartenmöbeln Schäden, weil sie im Freien aufbewahrt werden und so dem Frost ausgesetzt sind.
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