Antonius Kornton
Home

 

 

ABC-Waffen

 

Sammelbezeichnung für Atomare, Biologische (bakteriologische) und Chemische Waffen und Kampfmittel.

 

Atomwaffen (Kern-, A-, Nuklearwaffen)

So werden Geschosse, Raketen, Bomben, Minen und Torpedos mit Sprengladungen aus Kernsprengstoff bezeichnet. A-Waffen unterteilt man in solche, die auf der Kernspaltung von Uran 235 oder Plutonium 239 beruhen (A-Bombe), und solche, bei denen eine Verschmelzung leichter Atomkerne (z.B. Deuterium, Tritium) zu Helium eintritt (Wasserstoff- oder H-Bombe).

Schwerste Waffen sind die Dreiphasenbomben mit einem Zünder aus Uran 235, Lithiumdeuterid als Fusionsmaterial und Uran 238, das die größten Anteile der Explosions- und Strahlungsenergie liefert. Die Sprengenergie der A-Waffen wird im Vergleich mit herkömmlichen Sprengstoff angegeben: 1 Kilotonne (kt) entspricht dem Energieinhalt von 1.000 t Trinitrotoluol (TNT); 1 Megatonne (Mt)= 1.000.000 t TNT.

 

Von der Gesamtwirkung einer A-Bombe entfallen rund 50 % auf Druck, 35 % auf Wärme und 15 % auf radioaktive Strahlung. Bei ihrer Detonation entsteht ein Atompilz, in dessen Zentrum ungeheure Drücke und Temperaturen von bis zu 50 Mio. Kelvin herrschen. Von ihm breiten sich Wärmestrahlen und ein großer Teil der radioaktiven Strahlen mit Lichtgeschwindigkeit über einen vom Explosionsort und von der Sprengenergie abhängigen Bereich aus. Für die zerstörende Wirkung der Druckwelle ist nicht allein ihr dynamischer Druck maßgeblich, sondern auch die an festen Hindernissen reflektierten Druckwellen sowie der etwas später eintretende negative Druck (Sog). Radioaktives oder aktiviertes Material kann durch Luftströmungen über weite Strecken fortgetragen werden. Diese als Fallout bezeichneten Partikel schweben langsam zu Boden und verursachen hier je nach ihrer Verweilzeit in der Atmosphäre eine mehr oder minder starke radioaktive Verseuchung. 

Die ersten A-Bomben wurden von den USA erprobt und gelangten 1945 über Hiroshima (90.000 bis 200.000 Tote) und Nagasaki (25.000 bis 75.000 Tote) zum bisher einzigen militärische Einsatz (12,5 und 22 kt Sprengkraft). 1952 erprobten die USA die erste Wasserstoffbombe. Die UdSSR verfügte seit 1949 über A- und seit 1955 über H-Bomben; Großbritannien seit 1952 (1967); Frankreich seit 1960 (1967); China seit 1964 (1967); Indien zündete seine erste A-Bombe 1974; weitere Staaten sind heute in der Lage, Kernwaffen herzustellen (so genannte »Schwellenmächte«).

Die Waffenentwicklung in den 1960er-Jahren führte zunächst zur Vergrößerung der Sprengkraft einzelner Bomben. Darauf wurden vor allem kleine A-Waffen (taktische A-Waffen) gebaut, die einzeln auf dem Gefechtsfeld eingesetzt oder mit einer Rakete mit Mehrfachsprengkopf über gegnerisches Gebiet geschossen werden können, von wo aus sie sich auf mehrere Ziele zu bewegen (strategische A-Waffen). Seit den 50er-Jahren wird an A-Waffen (Neutronenwaffen) gearbeitet, die eine relativ geringe Druck- und Hitzewelle bei der Detonation freigeben und dafür 80 % ihrer Energie als radioaktive Strahlung freisetzen. Aufgrund des Zerfalls der UdSSR gelangten auch Weißrussland, Kasachstan und die Ukraine in den Besitz von A-Waffen, auf die sie wegen entsprechender Abrüstungsvereinbarungen inzwischen verzichtet haben. Bemühungen, die A-Waffen-Bestände und -Entwicklung zu reduzieren, gingen vor allem von der UdSSR bzw. Russland und den USA mit den SALT- sowie START-Verträgen und dem INF-Vertrag aus (Abrüstung). Der Kernwaffensperrvertrag soll die Weiterverbreitung von A-Waffen verhindern.

 

Biologische Waffen (B-Waffen)

Biologische oder bakteriologische Waffen und Kampfmittel (z.B. Erreger von Enzephalitis, Milzbrand, Pest, Typhus) verseuchen Menschen, Tiere und Pflanzen. Da sie von Flugzeugen oder Raketen aus versprüht werden (Bakterienkrieg), unterliegt ihr Wirkungsbereich den Zufälligkeiten von Windrichtung und -geschwindigkeit. Bisher ist es noch zu keinem größeren nachweisbaren Einsatz von B-Waffen gekommen; Meldungen hierüber fehlt meist die gesicherte und allgemein anerkannte Bestätigung. Die Entwicklung, Herstellung und Lagerung von B-Waffen ist verboten (B-Waffen-Abkommen von 1972, in Kraft seit 1975).

 

Chemische Waffen (C-Waffen)

 

Chemische Kampfstoffe werden aus tragbaren oder fahrbaren Behältern abgeblasen oder versprüht, aus Geschützen oder Minenwerfern verschossen oder von Raketen und Flugzeugen über dem Zielgebiet abgeworfen. Man unterscheidet Augen- (»Tränengase«), Nasen- und Rachenreizstoffe, Lungen-, Haut- und Nervengifte. Um die Risiken bei Transport und Lagerung zu verringern, wurden binäre Kampfstoffe entwickelt, bei denen der extrem giftige Kampfstoff erst nach Abschuss der Granate oder Rakete bzw. nach Abwurf der Bombe durch chem. Reaktion aus zwei gering giftigen Vorprodukten entsteht. Erstmals wurden C-Waffen (Senfgas) im Ersten Weltkrieg (Gaskrieg) eingesetzt, im Zweiten Weltkrieg nicht. Der Einsatz von C-Waffen durch die UdSSR in Afghanistan kann als gesichert angesehen werden. Im 1. Golfkrieg (1980-88) setzte Irak aller Wahrscheinlichkeit nach C-Waffen gegen Iran ein. Das weltweite Verbot der Entwicklung, Herstellung, Lagerung und des Einsatzes chemischer Waffen und deren Vernichtung, 1993 in Paris vertraglich beschlossen, trat 1997 in Kraft (C-Waffen-Abkommen).

 

 

 

Kernwaffensperrvertrag

(Atomwaffensperrvertrag, offiziell engl. Treaty on the Non-Proliferation of Nuclear Weapons),

Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen, ausgehandelt 1965-68 von den USA, der UdSSR und Großbritannien, unterzeichnet am 1.7.1968; trat 1970 nach der Ratifizierung durch die Depositarmächte (USA, UdSSR, Großbritannien) und 40 weitere Unterzeichnerstaaten in Kraft. Unter Hinweis auf ihre nationale Souveränität und die Gefahr eines weltpolitischen Übergewichts der USA und der UdSSR unterzeichneten Frankreich und China den Vertrag erst 1992. Konferenzen über die Wirksamkeit des Kernwaffensperrvertrages fanden seit 1975 alle 5 Jahre statt. Am 11.5.1995 wurde der Vertrag von mittlerweile 178 Staaten unbefristet verlängert. Ziel des Kernwaffensperrvertrags ist es, die Verbreitung von Kernwaffen, ihren Ankauf oder ihre Herstellung durch bisher kernwaffenlose Staaten zu verhindern. Die Wirksamkeit des Kernwaffensperrvertrags wird durch die ihm nicht beigetretenen Schwellenmächte (Staaten mit dem technologischen und wirtschaftlichen Potenzial zur Produktion von Atomwaffen) beeinträchtigt.

zurück

 

Milzbrand

(Anthrax), Anzeigepflichtige infektiöse Tierseuche (v.a. bei Wiederkäuern und Schweinen) mit Fieber, Schüttelfrost, Koliken und Atemnot. Erreger ist der Milzbrand -Bazillus (Bacillus anthracis). Die bei Tieren häufigste Form des Milzbrandes ist der Darm-Milzbrand mit typisch vergrößerter, schwarzroter Milz. M. ist durch Kontakt mit infizierten Tieren, aber auch Fellen, Häuten, Lumpen und Bürsten (Schmierinfektion), Einatmung der Erreger (die Sporen bleiben jahrzehntelang virulent) oder infizierte Nahrungsmittel auf den Menschen übertragbar und befällt die Haut (M.-Karbunkel), seltener Lungen (Hadernkrankheit) und Darm. Die Behandlung (Isolierstation) besteht in der möglichst frühzeitigen Gabe hoch dosierter Antibiotika (v.a. Penicillin G).  

zurück

Gehirnentzündung

(Hirnentzündung, Enzephalitis), Verschiedene, durch Viren, Rickettsien, Bakterien hervorgerufene Erkrankungen des Gehirns, die auch auf das Rückenmark (Enzephalomyelitis) und die Gehirnhäute (Meningoenzephalitis) übergreifen können. Die erregerbedingten Gehirnhautentzündungen sind meldepflichtig. Allgemeine Symptome sind meist Kopfschmerzen, oft in der Stirn- und Augengegend, Benommenheit, Störungen des Schlaf-wach-Rhythmus, Erbrechen, Lichtscheu, Gliederschmerzen sowie manchmal Lähmungen einzelner Hirnnerven, epileptische Anfälle und erhöhter Hirndruck. Die vermutlich durch ein Virus hervorgerufene epidemische Gehirnhautentzündung (Kopfgrippe) kommt nur noch vereinzelt vor; sie äußert sich in Augenmuskellähmungen und Schlafsucht.

zurück

 

 

Tränenreizstoffe

(Augenreizstoffe), meist leicht flüchtige chemische Substanzen, die Reizwirkungen auf die Atemwege und besonders auf die Tränendrüsen ausüben und zu starker Absonderung von Tränenflüssigkeit führen. Einige Tränenreizstoffe aus der Gruppe der halogenierten organischen Verbindungen sind , z.B. CN und CS, wurden als Reizkampfstoffe (»Tränengase«) bekannt.

CN

Codename für den stark Tränen erzeugenden Reizkampfstoff Chloracetophenon; von der UNO 1969 International geächtet.

CS

Codename für den Reizkampfstoff 2-Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril, in Tränengaspatronen.

zurück

Senfgas

(Lost, Dichlordiäthylsulfid), Ein im Ersten Weltkrieg verwendeter, sehr wirksamer chemischer Kampfstoff (Gelbkreuz). Gasförmiges Dichlordiäthylsulfid greift die Atmungsorgane und die Augen an, flüssiges Lost ruft Blasenbildung und schwer heilende Wunden hervor.

zurück

 

 

 

Quellen: 

Kiper, M. u. Streich, J.: Biologische Waffen. Die geplanten Seuchen, Gene, Gifte u. Mikroben gegen Menschen. Reinbek.

Martinetz, D.: Vom Giftpfeil zum Chemiewaffenverbot. Zur Gesch. der chem. Kampfmittel.

M.Salewski.: Das Zeitalter der Bombe. Die Gesch. der atomaren Bedrohung von Hiroshima bis heute.. 

 

 

Home